Jiro Kamata – Magische Lichtreflexe

Jiro Kamata
Jiro Kamata gehört zu den bedeutendsten und innovativsten Schmuckgestaltern unserer Zeit. Seine Arbeiten zeichnen sich durch betörende und lebendige Farbreflexionen aus, wie es sie sonst auf der Welt nirgends zu sehen gibt. Eine Augenweide!

Jiro Kamatas Arbeiten sind immer inspiriert von seinen Reisen, Erlebnissen und Erfahrungen. Er liebt es, neue Materialien zu entdecken, mit ihnen zu spielen, zu experimentieren, sie in einen neuen Kontext zu setzen und ihnen so eine völlig neue Funktion und Wichtigkeit zu schenken.

Glas ist seit langer Zeit ein fester Bestandteil in seinen Arbeiten. Optische Linsen wie alte Kameralinsen, Sonnenbrillengläser, dichroitische Spiegel, - alles kleine technische Wunderwerke mit ihren hoch präzisen Schliffen und Beschichtungen – begeistern ihn, seit er als ausgezeichneter Stadtgoldschmied in Hanau tätig war. Jiro Kamata liebt das Arbeiten mit Gold und Silber, aber herkömmliche Schmuckmaterialien sind in seinen Werken vielfach lediglich Träger für alltägliche Materialien, die in seinen eigenwilligen Stücken eine ganz eigene und neue Wertigkeit erhalten.
Für seine Oculus-Serie inspirierte ihn ein Besuch im Pantheon in Rom. Durch eine Öffnung in der Mitte der perfekt halbkugelförmigen Decke überflutete magisches Sonnenlicht das Innere der Tempelhalle. Dieses Leuchten und Strahlen wollte er unbedingt einfangen und in seinen Schmuckstücken mit erstmals eigens dafür entworfene Linsenformen wiedergeben. Auf der Suche nach dem bestmöglichen Material für die neuen Linsen erfüllte Saphirglas all seine Wünsche. Saphirglas hat die gleiche Härte wie der Edelstein Saphir (Mohs-Härteskala 9) und gehört - wie der Diamant - zu den klarsten Materialien überhaupt. Eine Firma für Kameraobjektive in Deutschland schleift nun für Jiro Kamata Linsen in Saphirglas exakt nach seinen Entwürfen: «Die OCULUS-Serie besteht aus Saphirglaslinsen und Silber oder 18K Gold. Die Rückseite der Linsen sind mit PVD oder 24K Gold beschichtet. Durch die Beschichtung und die Halbkugelform der Linse entsteht in der Mitte der Linse ein kleines Auge, das OCULUS. Diese Arbeit hat mit meinem Lebensthema "Licht und Reflexion" zu tun, aber auch mit dem Makrokosmos und dem Mikrokosmos am Finger.»

Die Schmuckstücke von Jiro Kamata fangen das Licht ein, reflektieren je nach Sichtwinkel immer wieder eine andere Farbe, flirten schamlos mit dem Gegenüber und spielen Fangen als farbige Schatten an der Wand. Wer also braucht bei diesem Funkeln und Strahlen noch Edelsteine?

Bruna Hauert


PS: Als Kind konnte Jiro Kamata nicht verstehen, wieso Leute Geld bezahlten, um sich zu schmücken. Zum Glück für uns alle änderte er mit 18 Jahren seine Meinung, als er in der Werkstatt seiner Eltern seinen ersten Goldring aus einem einfachen Stück Draht machte. Die Arbeit mit dem Material überraschte und begeisterte ihn und plötzlich wollte er unbedingt das Handwerk erlernen, um selbst Schmuck machen zu können. 1996 – 1998 absolvierte Jiro Kamata seine Ausbildung am Yamanashi Institute of Gemology and Jewellery Art, Kofu, Japan. Sein Lehrer Okinaki Kurokava schaffte es, ihn so sehr für zeitgenössischen Autorenschmuck zu begeistern, dass Jiro Kamata 1998 für ein Gaststudium nach Deutschland an die Hochschule für Gestaltung, Pforzheim, Studiengang Schmuck und Gerät, kam. Von 2000-2006 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste, München, Klasse für Schmuck und Gerät, bei Prof. Otto Künzli.
2004 erfolgte die Ernennung zum Meisterschüler von Prof. Otto Künzli. 2009 - 2015 war Jiro Kamata Assistenzprofessor von Prof. Otto Künzli und Prof. Karen Pontoppidan an der Akademie der Bildenden Künste in München. 2006 wurde Jiro Kamata zum Hanauer Stadtgoldschmied ernannt und 2011 mit dem Förderpreis der Stadt München ausgezeichnet, 2019 erhielt er den Förderpreis der Prinzregent-Luitpold Stiftung, München.

PPS: Seit 2006 ist Jiro Kamata freischaffender Schmuckkünstler. Seine Arbeiten sind in internationalen Schmuckgalerien, Einzel- und Gruppenausstellungen, Museen und in bedeutenden Schmuck-Sammlungen auf der ganzen Welt zu bewundern. In der Schweiz sind Stücke von ihm in der Alice und Louis Koch Sammlung im Landesmuseum Zürich zu sehen und eine einzigartige Auswahl bei Friends of Carlotta. Seine Monografie VOICES wurde 2019 von Arnoldsche Art Publishers veröffentlicht.