EBEN – JETZT – GLEICH

Claudia Rinneberg
Die Ausstellung Jump – Schmucke Zeitsprünge bei Friends of Carlotta ist zu Ende. Wir vergaben am 28. September 2006 den Friends of Carlotta-Schmuckpreis, drei Jury-Anerkennungen für die besten Arbeiten aus der Ausstellung sowie am 31. Dezember 2006 den Publikumspreis. Für die Wahl des Publikumspreises konnten die Ausstellungsbesucher während der Dauer der Ausstellung ihre Stimme für ihre Lieblingsarbeit abgeben.
Die Besucher haben sich für die Arbeit von Claudia Rinneberg entschieden. Ihre Arbeit soll hier deshalb nochmals zu Ehren kommen. Da Claudia Rinneberg nicht nur den Publikumspreis, sondern auch eine Jury-Anerkennung erhalten hat, möchte ich Ihnen den Schmuck des Monats zusammen mit dem Juryentscheid – vertreten und formuliert durch Prof. Ruedi Widmer – präsentieren:

"Wie in einem Comic blitzt der Schalk aus Claudia Rinnebergs Broschen. Wir schmunzeln. Ist es, weil ein alt bekanntes Spielzeugauto durch einen Zeitklick förmlich zerschnitten wird? Weil flüchtige Impressionen plötzlich konkret werden? Ist es der Gedanke, man trage Rahmen als Brosche, worin das Sujet sich scheinbar gerade aus dem Staub macht oder am Heranbrausen ist?
Ob mit Absicht oder auf Grund unterbewusster Seelenverwandtschaft: Diese Broschen bedienen sich des Comicprinzips, einen Ablauf in grafischen Schnapschüssen festzuhalten – vergleichbar mit im Stroboskoplicht gefrorenen Momenten. Obwohl jeweils nur Fragmente eines Ganzen aufscheinen, müssen die Teile in sich klar und sofort begreifbar sein, um die Vervollständigung in der Vorstellung der Betrachter auszulösen. Diese Linienführung im Comic wird hier von Claudia Rinneberg dreidimensional und tastbar. Liebevoll gemacht, aber nicht lieblich im Resultat.
Über einen sehr schnell erkennbaren Witz – fast schon ein Gag – entpuppen sich Schichten des Denkens. Das Objekt als Ganzes bleibt an sich unverändert; der Jump, der Zeitsprung, findet in unserer Wahrnehmung und Phantasie statt.
Formal passend spielerisch, erweist sich die Wahl von rostigem Blech als geschickt: Sorgfältig ungenau verarbeitet, trifft sich dieses mit der Ästhetik des alten Karrens. Ausserdem weckt es Assoziationen an Vergänglichkeit oder an Prototypen, an noch nicht völlig Realisiertes.
Alle drei Broschen zusammen funktionieren wie eine Illustration von eben Gewesenem, von akuter Gegenwart und von just Entfleuchtem. Einzel, unabhängig von einander, sind sie sogar noch stärker: Das Fehlende meldet sich viel lauter, als wenn es tatsächlich präsent ist. Ein frischer, vermeintlich einfacher Ansatz, der hinterlistig das Thema Zeit philosophisch der Trägerin, dem Träger ans Revers heftet."