Crystal City

Nicole Schuster
Blickt man auf und in Nicole Schusters Schmuckstücke, fühlt man sich wie Gozilla, zu dessen Füssen eine kleine Stadt liegt. Zwischen den dunklen Wolkenkratzern leuchtet es hell, blitzt es grün und rot. Neugierige mit Mut schrumpfen sich nun auf Zwergameisengrösse und wandeln so in Nicole Schusters Crystal City. Im Schatten der gigantischen, in den Himmel schiessenden Türme glitzert es geheimnisvoll. Ein kleiner See? Ein Swimmingpool? Hinter dem nächsten imaginären Häuserblock wartet eine weitere reizende Überraschung: In der Dunkelheit leuchten kleine, grüne Lichter, die den Weg durch den urbanen Dschungel weisen.

Es erstaunt nicht, dass Nicole Schuster mit einem Architekturstudium geliebäugelt hat, bevor sie sich dazu entschloss, Schmuck zu studieren. In jedem ihrer Stücke spiegelt sich ihre Begeisterung für Architektur wieder. Ihre selbsterbauten Städte leben durch die Spannung zwischen geometrischen Konstruktionen und organischen Formen. Silber, dramatisch geschwärzt, und rohe und geschliffene Steine in verschiedenen Farben sind ihr Baumaterial. Nüchterne Räume entstehen im Zwischenreich. Doch bereits glänzen und leuchten Edelsteine wie Wasser und Blüten. Sie stehen für die Natur, die den grossen Bauten weichen musste, aber bereit ist für die unausweichliche Rückeroberung.
Nicole Schuster wünscht sich, dass ihre Schmuckstücke trotz des programmatischen Anspruchs und der komplex aufgebauten Strukturen getragen werden. Deshalb legt sie neben der perfekten Verarbeitung besonderen Wert auf Funktion, Gewicht und Volumen – was ihr meisterhaft gelingt.

Bruna Hauert