Funkelnde Kleinode

Annette Ehinger
Die Anfangsidee für Annette Ehingers Steinarbeit war inspiriert durch eine freudvoll zwischen den Fingern knackende Luftpolsterfolie. Sie wollte die leeren Noppen mit selbst geschliffenen Steinen füllen. Die Steine bekamen jedoch durch den groben, asymmetrischen Schliff soviel Leben und Charakter, dass sie es nicht übers Herz brachte, sie in den Noppen zu verstecken. Dafür waren sie ihr plötzlich viel zu schade.
Die besonderen optischen Eigenschaften eines Steins – wie Glanz, Farbe, Transparenz und Lichtbrechung – kommen meist erst durch Schliffe und Polituren optimal zur Geltung. Annette Ehingers minimalistischer Schliff lässt den Stein Stein sein und schafft doch seine innerste, natürliche Schönheit ans Tageslicht. Ihr Schliff hält sich an keine geometrische Ordnung oder Symmetrie, die persönlichen Eigenschaften des Steins haben Vorrang bei der ästhetischen Gestaltung. Scheinbar willkürlich stossen fast gerade Flächen an fast gerade Kanten. Einschlüsse oder Farbveränderungen bezieht sie geschickt in die Formgebung mit ein. Manche Stellen lässt sie roh, an andern nutzt und verstärkt sie die natürlichen Facetten. Das Licht bricht sich an den Kanten, strahlt geheimnisvoll durch aufgebrochene Wände. Der Stein wirkt wie ein urtümlicher Felsbrocken, als wäre er direkt aus einem magischen Felsen gehauen. Und doch ist er von einer filigranen, transparenten und leuchtenden Leichtigkeit.
Genauso zurück haltend und vereinfacht ist die Ringschiene und die Aufhängung für die Ohrringe. Die Steine spielen die Hauptrolle, alles andere dient nur dem untergeordneten Zweck der Befestigung.
Für diese Arbeiten bekam Annette Ehinger im Jahr 2005 den Design-Innovationspreis der Messe Inhorgenta in München, sowie eine Anerkennung durch die RRH-Stiftung und die Gesellschaft für Goldschmiedekunst.
Wir freuen uns sehr, dass sie eine Weile bei uns ausgestellt sein werden.

Bruna Hauert