
Grace-Boldness
Ulrike HammWährend ihres Studiums befasste sich Ulrike Hamm mit den Ursprüngen des Schmückens. Die eigene Haut diente den Menschen seit jeher als Träger von Schrift und Ornamenten, Tätowierungen schmückten die Körper und vermittelten Botschaften und Informationen. Die alte Tradition des Schmückens wollte Ulrike Hamm in ihre Zeit transportieren, in ihrer eigenen Sprache umsetzen und fand schliesslich im Pergament das geeignete Trägermaterial.
Pergament, ist ein sensibles und doch beständiges Material und verfügt über eine erstaunliche Elastizität. Es lässt sich biegen, bricht nicht, knickt höchstens, was aber meist durch erneutes Wässern wieder gerichtet werden kann. Pergament ist aber auch eigensinnig, störrisch und unberechenbar. Jede Haut reagiert anders, verfügt über dünne, dicke und verhornte Stellen, will immer wieder von neuem erobert und erschlossen werden. Einzig die Erfahrung lehrt, welcher Teil des Pergaments sich am Besten für welche Gestaltung eignet. Rückschläge sind vorprogrammiert. Ulrike Hamm übte sich in Selbstbeschränkung, legte sich auf eine reduzierte geometrische Formensprache fest, und arbeitete mit einfachen Verbindungen von Schlitzen und Zapfen - immer mit dem festen Ziel vor Augen, die gefertigten Stücke auch reproduzieren zu können.
Die Arbeiten von Ulrike Hamm erinnern mich an geheimnisvoll ornamentierte Schmetterlingsflügel auf einer Frühlingswiese. Kühn verbinden sie die Magie eines althergebrachten Materials mit erstaunlich moderner Anmutung. Entgegen meinen anfänglichen Befürchtungen und trotz ihrer schwerelos-zarten Erscheinung erweisen sich die halbtransparenten Schmuckstücke beim Tragen als überraschend zäh und unkompliziert.
Bruna Hauert