Grauslich Schön

Märta Mattsson
Krabbelndes Geziefer, meist kaum grösser als ein Daumennagel, jagt manchen von uns eisige Schauer über den Rücken (#godzilla!). Aber Grausliches hat auch immer etwas grauslich Faszinierendes. Wir alle kennen das. Wir wollen es nicht sehen – und können dann aber doch nicht anders, wenn auch vielleicht nur mit zusammengekniffenen Augen. Märta Mattsson ist jemand, der sich der eigenen Angst oder Abscheu stellt, indem sie Dinge, die sie abstossen, frisch, unerschrocken und frei aller Vorurteile in etwas Anziehendes verwandelt.

Ein schönes Beispiel ist der hier abgebildete Käfer mit den gelben Edelsteinen. Auslöser für diese Arbeit war ihre Begegnung mit einem grossen, zerquetschten Insekt. Märta Mattsson suchte nach einem Weg, den austretenden, gelben Schleim in etwas Zugängliches, Attraktives zu verwandeln. Sie füllte das Innere eines (auf natürliche Weise verstorbenen) Käfers mit gelben synthetischen Diamanten und gab dem Käfer so nicht nur ein neues Leben, sondern erschuf gleichzeitig mit viel Respekt und hintergründigem Humor eine bisher unbekannte, begehrenswerte Spezies, die von uns unvoreingenommen entdeckt werden kann.

Die Arbeiten von Märta Mattsson spielen mit unseren Emotionen und machen uns staunen ob der Schönheit, die wir bisher nicht sehen wollten oder konnten. Und plötzlich gehen wir mit einem Hirschhornkäfer spazieren und fühlen uns sehr glücklich und entspannt dabei.

Bruna Hauert

Märta Mattsson wurde in Stockholm, Schweden, geboren und wusste lange nicht, ob sie Biologie oder Schmuck studieren sollte. Sie entschied sich schiesslich für Schmuck und studierte Schmuckkunst an der HDK-School of Design and Crafts in Göteborg, am Hiko Mizuno College of Jewellery in Tokio, an der Rhode Island School of Design in Providence und am Royal College of Art in London. Ihre Arbeiten sind in vielen Ausstellungen und Publikationen zu sehen und in Galerien und Museen vertreten.