Fliegende Finger

Dukno Yoon
Die rätselhafte Konstruktion am Zeigfinger mit den zarten Flügeln an der Spitze wirkt etwas verwirrend und überschreitet klar die Grenzen des konventionellen Schmuckverständnisses. Oder, wie es auch schon ein Mann einer meiner Kundinnen ausgedrückt hat: „Den Haushalt machen kannst Du damit aber definitiv nicht.“

Durch ein leichtes Knicken des Fingers kommt die feingliedrige Konstruktion in Bewegung und die fragilen Flügel ins Flattern. Der menschliche Körper ist somit nicht das zu schmückende Objekt, sondern der wichtigste Mitarbeiter für Dukno Yoon, quasi der Motor für dessen poetische Geschöpfe.

Nicht umsonst werden die Objekte von Dukno Yoon mit Entwürfen Leonardo Da Vincis verglichen: Virtuos und spielerisch setzen sich seine Werke über das Bisherige hinweg. Frech, leicht und skizzenhaft ist die Konstruktion; raffiniert und doch bestechend einfach erweckt die ausgeklügelte Mechanik seine skurrilen Kreaturen zum Leben.

Animiert durch die Bewegung des Fingers wedeln die Flügelchen, als wollten sie sich befreien und wie Ikarus gleich in die Höhe entschwinden. Aber auch wenn sie nicht mit uns zusammen abheben, beflügeln sie doch unsere Fantasie, erweitern unseren Horizont und zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht.


Bruna Hauert