Die Daltons

Tanja Emmert
Tanja Emmert und die Daltons

„Jaja, Ideen muss man haben“, hör ich Lieschen Müller beim Betrachten der speziellen Steinringe von Tanja Emmert sagen. Scheiben aus Stein, geschliffen, poliert, aneinandergeklebt, mittendurch ein Loch und - fertig ist der Ring. Klar. Gaaanz einfach. Ähnlich vielleicht wie beim Ei des Kolumbus. Steht es endlich, ist allen klar, wie es geht, und sie alle hätten es selbstverständlich auch gekonnt. Doch auf den zweiten Blick verwirren die Ringe von Tanja Emmert mehr als sie erklären. Bei Ringen aus Edelstein erwarte ich zum Beispiel ein gewisses Gewicht. Aber ihre Ringe sind federleicht. Und je nach Perspektive und Licht fangen die grafischen Streifen mit meiner optischen Wahrnehmung an zu spielen. Die transparenten und opaken Steinscheiben aus Bergkristall, Achat, Onyx und/oder Karneol sind mal messerscharf voneinander abgegrenzt, dann laufen sie wieder weich ineinander über oder bilden eine einheitliche Fläche. Hat man das mal freudvoll durchgespielt, enthüllen die Ringe auch noch ein Innenleben. Sie bestehen nämlich nicht aus durchgehenden Scheiben: Die Ringe sind innen hohl, und die Steine rundherum mausern sich zu einer Art Tresor mit Inhalt. In diesem kleinen Raum tummeln sich kleine Preziosen wie zum Beispiel Kügelchen aus reinem Gold die bei jeder Bewegung rhythmisch mitschwingen und zart klingeln. Oder Platindraht, der sich wie Feenhaar um die Achse kraust.

Und jetzt wird auch Lieschen Müller klar: Für diese Ringe, die Tanja Emmert die DALTONS nennt, braucht es weit mehr als nur eine Idee. Neben einem guten Gespür für Form und Farbe bedingen sie auch präzises handwerkliches Können und ausgezeichnete Kenntnisse der Edelsteinbearbeitung. Und was haben die Ringe von Tanja Emmert mit den Daltons zu tun? Nun, sie verfügen über ähnlich schillernde Persönlichkeiten wie ihre Namensvettern, die in ihrer gestreiften Sträflingskleidung in den Lucky Luke Comics für Unterhaltung sorgen.

Bruna Hauert