Creatures of Desire

Jillian Moore
Die fantastischen Kreaturen, die Jillian Moore’s blubberndem Labor entsteigen, hören auf Namen wie Hekelen, Ocelli, Drupe, Nudi, oder Cornu. Schaum, Holz, Glasfasern, Harzkomposit, Wachs und galvanisiertes Kupfer sind die Ausgangsmaterialien, aus denen nach Mitternacht neue Wesen entstehen. Sie erinnern entfernt an bekannte Lebensformen, erscheinen plausibel – und doch haben sie in unserer realen Welt kein echtes Pendant. Sie wirken warm, organisch, erotisch und enorm anziehend in ihrer prallen, glänzenden Haut. Gleichzeitig fragt man sich, ob dies nicht vielleicht die betörende Anziehung einer fleischfressenden Pflanze sei. Jillian Moore verwendet viel Arbeit darauf, um genau solche Zweifel und Unsicherheiten beim Betrachter zu säen. Ihr Ehrgeiz ist es, dass auch beim näheren Hinschauen der Zauber des Zwiespältigen nicht verloren geht.
Auch beim Tragen ihrer Objekte ist nicht alles klar: Wer ist Gast, wer ist Wirt? Wer Herr, wer Hund? Sobald man jedoch Kontakt zu Jillian Moore’s Aliens aufgenommen hat, verlieren solche Fragen ihre Bedeutung. Man verspürt eine so starke Faszination, dass man sich nur noch wünscht, eine symbiotische Beziehung mit dem Geschöpf einzugehen.

Bruna Hauert